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Transformation unseres Geistes durch Reue und Liebe

Erzbischof Vincent M. Concessao, Erzbischof von Delhi

Einführung


Archbishop Vincent M. Concessao, Archbishop of Delhi
Erzbischof Vincent M. Concessao, Erzbischof von Delhi
Wir haben uns hier auf den Rhodos Inseln in einer schönen Umgebung versammelt, und obwohl die Inseln von Meerwasser umgeben sind, das für manchmal hohe Wellen, Stürme und Tsunamis bekannt ist, ist die Atmosphäre ziemlich ruhig; es ist also eine passende Umgebung zum Nachdenken über Dinge, die mit dem Geist zu tun haben. Ich bin den Organisatoren, besonders Frau Vassula, dankbar für die Einladung, meine Gedanken und Ansichten mitzuteilen.

Lasst uns betrachten, was Transformation ist. Im Zusammenhang einer Organisation ist es der Prozess eines tiefgreifenden und radikalen Wandels, der eine Organisation in eine neue Richtung ausrichtet und sie auf eine völlig andere Wirksamkeitsebene bringt. Es ist nicht einfach ein Fortschritt in die gleiche Richtung zwecks Mehrertrag, oder ein Wechsel von einer schlechten in eine bessere Lage. Transformation beinhaltet einen grundsätzlichen Wandel des Charakters mit wenig oder keiner Ähnlichkeit zur früheren Gestaltung oder Struktur.

Frances Vaughn sagt es sehr schön: “Transformation bedeutet einen wirklichen Wandel in der Weise, wie wir die Welt sehen – und eine Verschiebung der Sichtweise über sich selbst. Es ist nicht einfach eine Änderung des Standpunktes, sondern vielmehr ein ganz andere Auffassung von dem, was möglich ist. Es ist die Fähigkeit, seine Weltanschauung so zu erweitern, dass man für verschiedene Perspektiven gleichzeitig aufgeschlossen sein kann. Man wandert nicht von einem Standpunkt zu einem anderen, sondern man erweitert die eigene Wahrnehmung so, dass sie wirklich mehrere Möglichkeiten einschließt. Transformation beinhaltet einen Wechsel in der Selbst-Wahrnehmung.

Wir werden hier über die Transformation des Geistes nachdenken, die wiederum ganz anders ist und sich vielmehr auf die geistige Welt bezieht als auf die biologische, technische oder materielle Welt. Die beiden Hauptthemen, welche wir uns während unserer Betrachtung in Erinnerung rufen sind Reue und Liebe.

Reue

Lasst uns nun den Begriff der Reue betrachten. Reue ist ein Akt von Sinneswandel. Das Webster Lexikon definiert das Wort als “ leid-tun oder den Vorwurf fühlen für etwas, was man getan oder unterlassen hat”. Webster gibt auch die Definition als 'solches Bedauern oder Unzufriedenheit fühlen über eine vergangene Handlung oder Absicht, dass es darüber zu einem Sinneswandel oder einer Verhaltensänderung kommt.'

Reue hat eine Änderung von Neigungen zur Folge– von irdischen zu himmlischen Dingen. Sie bewirkt eine Umkehr vom Gott des Ich zu dem lebendigen Gott. Es ist ein Auf-Christus-Schauen anstatt auf irgendjemand anderen.

Reue erfordert die Zurückweisung der Sünde und die Hingabe an Gott. Reue ist eine Umkehr zu Gott. Reue beinhaltet das richtige Verhalten gegenüber dem Ich. Der verlorene Sohn kam wieder zu sich. Reue bewirkt auch die richtige Haltung gegenüber anderen. Der Gefängniswärter in Philippi holte in derselben Nachtstunde Paulus und Silas und wusch ihre Striemen.

Reue ist keine düstere Verzweiflung. Als Judas seinen Meister für dreißig Silberlinge verkauft hatte, war er erfüllt von Düsterkeit und Verzweiflung, so sehr, dass er Selbstmord verübte, doch er bereute nicht. Reue bedeutet nicht, eine Sünde für eine Zeitlang sein zu lassen, sondern bedeutet, sich total von der sündigen Handlung abzuwenden, eine totale 180° Wende. Reue heißt nicht, Sünden zu verbergen. David versuchte, seine Sünde zu verbergen, aber Gott deckte sie auf. Sogar wir heute wissen um Davids Sünde.

Der Reue müssen Taten folgen, die den Sinneswandel beweisen. In der Apostelgeschichte 19,19 zeigte sich die Reue durch das Herbeibringen von Büchern im Wert von fünfzigtausend Silberstücken, die dann vor allen Menschen verbrannt wurden. Dies ließ alle den Sinneswandel erkennen. Alle müssen bereuen. Alle sündigen, und als Folge davon müssen alle sich von der Sünde abwenden und zur Rechtschaffenheit umkehren. Als Paulus auf dem Areopag zu den Athenern spricht und sie bezüglich des lebendigen Gottes zu überzeugen sucht, sagt er ihnen, dass in den vergangenen Zeiten Gott die Unwissenheit der Athener übersehen habe, aber dass Er jetzt alle Menschen überall auffordere, zu bereuen und umzukehren. (Apg 17,30)

Die Thessalonicher zeigten ihre Aufrichtigkeit, indem sie sich von den Götzen abwandten, um dem einen wahren Gott zu dienen (1. Thess 1,9). Der erste Brief des Paulus an die Korinther enthielt eine vernichtende Anprangerung ihrer sündigen Taten. Doch in einem Teil des zweiten Briefes, den er an sie schrieb, lobte er sie dafür, dass sie sich von ihrer schändlichen Lebensweise abgewandt hatten.

Ein Mann hatte zwei Söhne. Er sagte zu dem einen: “Geh und arbeite in meinem Weinberg.” Der antwortete: “Nein, ich geh nicht.” Doch später bereute er es und ging doch (Math.21, 28-29). Was immer dieser junge Mann tat, Jesus sagte, er bereute. Jesus nannte sein Verhalten Reue. Der junge Mann dachte über die Angelegenheit nach und erkannte, dass sein Verhalten falsch war; ihm wurde bewusst, dass er gegen seinen Vater gesündigt hatte. Als er zu diesem Schluss gekommen war, wendete sich der junge Mann in die entgegengesetzte Richtung und tat das, worum ihn der Vater gebeten hatte.

Menschen, die nicht auf dem richtigen Weg gehen, müssen bereuen. In der Apostelgeschichte, Kapitel 8, wird die Geschichte von einem Mann, Simon, erzählt, der der guten Nachricht gefolgt war. Er wurde getauft. Doch später wollte er aus Liebe zum Gold und zur Popularität die Gabe des Heiligen Geistes kaufen. An diesem Punkt scheint es offensichtlich, dass Simons Herz nicht aufrichtig und rein war. Gott, der die Herzen aller Menschen kennt und sicherlich Simons Herz bei dieser Gelegenheit kannte, wies Petrus durch den Heiligen Geist an, Simon zu sagen: „...deshalb bereue diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir vielleicht der Gedanke deines Herzen vergeben werden kann”(Apg. 8,22) Das Erste und Unerlässliche war das Bereuen und die Änderung seiner Haltung und seines Wunsches. Simon wurde befohlen, sein Tun aufrichtig zu bedauern und seinen Plan und sein Handlungsprinzip aufzugeben. Dies lässt uns heute wissen, dass alle nicht rechtschaffenen Menschen ermahnt werden sollen, damit sie bereuen. Dies ist ihre erste Aufgabe. Es wird ihnen nicht gesagt, dass sie warten sollen, dass sie lesen sollen, beten sollen, eine Erfahrung machen sollen oder von einer Offenbarung berichten sollen in der Erwartung, dass ihnen dann die Reue geschenkt wird. Solche unrechtschaffenen Wesen sollen bereuen, ihre Neigungen ändern und sich zum lebendigen Gott hinkehren. Dann wird das Gebet annehmbar sein, und nur wenn wir bereuen, wird Gott hören und antworten. Wenn jemand kommt, der seine Sünden nicht aufgibt und sich nicht dazu entschließt, sie nicht mehr zu tun, dann wird Gott ihn nicht anhören. (Joh. 9,31; 1. Petr. 3,12)

Es liegt ein Segen auf der Reue. Für jemanden, der nie in Christus getauft wurde, ist die Hinkehr zu dem lebendigen Gott der anfängliche Schritt seiner Antwort auf die Liebe Gottes, von der er gehört hat, und die er geglaubt hat, angezogen durch das Leben Jesu Christi, des Erlösers der Menschheit. Aber für jene, die wie Simon von der Liebe zur Macht und der Liebe zur Welt bestimmt werden, ist es dieser anfängliche Akt des Bereuens, der dazu führt, die frühere Verbindung mit dem Vater wieder herzustellen.

Im Petrusbrief heißt es, dass die Güte Gottes die Menschen zur Reue führen soll: “Gott will nicht, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren” (2 Petr 3,9). So ist die Güte Gottes. Das ist die Liebe Gottes.

Reue bedeutet eine Änderung in unseren Neigungen, eine Hinkehr zu Gott, Satan zu verlassen und dem Erlöser zu dienen und rettet uns vor der Vernichtung. Christus sagte, und Lukas schrieb es nieder in Kap. 13, Vers 3 seines Evangeliums, “Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.” Es ist schlecht zu sündigen, aber es ist noch schlechter, zu sündigen und es nicht zu bereuen.

Es ist eins der schwierigsten Dinge für Männer und Frauen, ihre Sünden zu bereuen. Reue ist eine unmittelbare Herausforderung für den menschlichen Stolz. Es ist dafür nötig, dass man sich vor Gott demütigt und alles aufgibt, was gegen Seinen Willen ist. Die heiligen Forderungen der Reue haben schon viele arrogante Menschen aus dem Reich Gottes herausgehalten.

Reue ist eine Pflicht, die der ganzen Menschheit auferlegt ist. Es ist ein klares Gebot Gottes, und kein Mensch kann sich weigern zu bereuen, ohne die Verantwortung dafür zu tragen, was dann über ihn kommt. Als Jesus den Auftrag für weltweite Mission gab, sagte Er, dass Umkehr und Vergebung in Seinem Namen bei allen Völkern gepredigt werden soll. (s. Luk 24,47)

Lasst uns einige Missverständnisse über die Reue aus dem Weg räumen, indem wir lernen, was sie NICHT ist. Zum ersten heißt Reue nicht einfach, Angst zu haben. Paulus überführte Felix seiner Sünden, Felix zitterte vor Furcht, aber er bereute nicht und kehrte nicht um (Apg. 24,25). Es gibt heute viele Menschen, die Angst haben, wenn sie an ihre Sündhaftigkeit denken, aber, wie Felix, weigern sie sich, zu bereuen und umzukehren, und sterben ohne Hoffnung.

Zweitens heißt Reue nicht, einfach nur bedauern, dass man gesündigt hat. Die Mörder Jesu grämten sich an Pfingsten bei der Predigt des Petrus. Ihre Herzen wurden von Trauer durchbohrt. Dennoch wurde ihnen gesagt, sie sollten bereuen (Apg 2,38). Ihr Kummer war eine Antwort auf die Predigt des Wortes Gottes durch Petrus.

Drittens ist Reue nicht einfach und allein eine Reformation des Lebens. Ein Mensch kann die Sünde sein lassen und dennoch nicht vor Gott bereuen. Er kann die Sünde aufgeben, weil diese Sünde ihn unbeliebt im Geschäftsleben und bei seinen Kollegen macht. Also kann er sein Leben aus eigensüchtigen Gründen ändern, doch solche Reformation ist keine Reue. Einfach gesagt: Reue ist ein Sinneswandel und ein Willenswandel, der durch Betrübnis entsteht (2 Kor. 7,10) und daraus ergibt sich eine Lebensart, die von Christus bestimmt wird. (Apg 26,20).

Unser Herr gab uns ein Beispiel von Reue, das wir alle verstehen können. Er sagte: “Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zu dem einen und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Der antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn und er ging doch.” (Mt. 21,28-30.) Dieser Sohn begann nachzudenken über das, was er getan hatte; es wurde ihm klar, dass er seinem Vater ungehorsam gewesen war, er wurde sich der Tatsache bewusst, dass er gegen seinen Vater gesündigt hatte, der doch für seine ganze Existenz verantwortlich war, und als er zu sich kam, gab er das Falsche zu, und dann korrigierte er es. Er änderte SEINEN SINN (bereute) und tat dann doch das, wovon er sagte, er würde es nicht tun. Jesus sagt, dass das Reue war.

Jesus sagte zu den Pharisäern: “Die Männer von Niniveh werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.” (Math. 12,41) Jesus sagt hier, dass die Menschen von Niniveh nach der Predigt des Jona bereut haben (umgekehrt sind). Die Bibel sagt: “ Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten.”(Jona 3,10). Die Predigt des Propheten Gottes wandelte den Sinn der Leute von Ninive, und dieser Wandel brachte sie dazu, ihre bösen Wege zu verlassen. Dieser Sinneswandel war Reue.

Der Herr hat den Menschen zwei Beweggründe gegeben als Mittel, sie zu Reue und Umkehr zu bewegen. Das erste Motiv, das Gott gebraucht, um uns zur Umkehr zu bringen, ist die Liebe. Die Bibel sagt: “... Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr treibt?” (Röm. 2,4). Die Güte Gottes wird im Leben und Sterben Seines einzigen Sohnes, Jesus Christus, offenbar. Wenn wir das Leben unseres Herrn studieren, der es armen Sündern möglich gemacht hat, errettet und Kinder Gottes zu werden, fragen wir: warum dieses ganze Fließen von Liebe, warum all diese Entfaltung von Güte?

Das zweite Motiv ist die Furcht. Die Schreiber der Bibel sagen: “Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.” (2. Kor. 5, 10-11). Diese Erklärung und alle Warnungen der Bibel haben die Absicht, uns zur Reue zu bewegen.

Liebe

Eine kurze Reflektion über die Liebe, die eine Transformation bewirken sollte

Das erste, was mir über die Liebe in den Sinn kommt, ist aus dem Johannes Evangelium: “Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab....” (Joh. 3,16), einer der am meisten zitierten Verse, um das Christentum der Welt vorzustellen. Wir müssen uns darüber klar sein, dass wir als Christen glauben, dass es Gott war, der die Initiative ergriffen hat, dass Er uns zuerst geliebt hat, wie Johannes in seinem Brief auch wieder sagt: “Darin besteht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns geliebt und Seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.” (1. Joh. 4,10)

Doch bevor Johannes in Vers 10 dazu kommt zu sagen, dass Gott uns zuerst geliebt hat, sagt er in Vers 7 und 8: “Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.”

Bevor wir überhaupt anfangen können, darüber zu sprechen, wie die Liebe unseren Geist verändern kann, müssen wir zwei Dinge herausstellen, die im ersten Johannesbrief, Kapitel 4 betont werden, und zwar erstens, dass Gott uns zuerst geliebt hat, und zweitens, dass wir einander lieben sollen, nicht nur weil Gott uns zuerst geliebt hat und die Liebe von Gott kommt, sondern auch weil Johannes sagt, dass 'wer nicht liebt, Gott nicht kennt'.

Man könnte von verschiedenen Standpunkten aus vieles über die Macht der Liebe sagen. Man sagt, die Liebe sei das meist gebrauchte, falsch gebrauchte und sogar missbrauchte Wort sowohl in den Sprachen wie auch im Leben. Aber die zugrundeliegende Botschaft, die wir daraus entnehmen, ist, dass die Liebe ihrer Natur nach nach außen gerichtet ist. Gott musste sie mit uns menschlichen Wesen teilen. “Er liebte die Welt so sehr, dass Er Seinen einzigen Sohn hingab...”. Etwas anderes, woran wir uns erinnern müssen, ist, dass Gottes Liebe uns freigebig und umsonst gegeben wird, nicht weil wir sie verdienten, wie Paulus es in seinem Brief an die Römer sagt: “Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben; vielleicht wird er jedoch für einen guten Menschen sein Leben wagen. Gott hat aber Seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.” (Röm. 5,7-8)

Wir finden das immer wieder. Ja, dies ist die ganze Geschichte der Erlösung der Menschheit. Gott schuf Adam und Eva als freies Geschenk Seiner Liebe, und sogar als sie die Sünde begingen, gab Er sie nicht auf. Im ganzen Alten Testament ergreift Gott immer wieder die Initiative und sendet einen Propheten nach dem anderen, um die Menschen durch die Reue zurück auf den richtigen Weg zu bringen.

In Jesaja, Kapitel 49 sagt Gott: “Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: Ich vergesse dich nicht. Sieh her, Ich habe dich eingezeichnet in Meine Hände.” (Jes. 49,15-16) In Jeremiah hören wir es wieder: “Mit ewiger Liebe habe Ich dich geliebt, darum habe Ich dir so lange die Treue bewahrt.” (Jer 31,3) Bei Hosea finden wir: “Je mehr Ich sie rief, desto mehr liefen sie von Mir weg. Sie opferten den Baalen und brachten den Götterbildern Rauchopfer dar. Ich war es, der Efraim gehen lehrte, Ich nahm ihn auf Meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, dass Ich sie heilen wollte. Mit menschlichen Fesseln zog Ich sie an Mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie die (Eltern), die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte Mich zu ihm und gab ihm zu essen.” (Hosea 11, 2-4)

Wenn wir zu den Texten des Neuen Testamentes und den Lehren Jesu kommen, finden wir wieder und wieder, wie Jesus die “bedingungslose Liebe Gottes, Seine Großzügigkeit, Seine Vergebung, Sein Mitleid und Seine Freundlichkeit” betont. Das Neue Testament ist voll davon, und obwohl es schwierig ist, besondere Stellen auszuwählen, werde ich einfach Beispiele aus einem Gleichnis und ein paar Vorfälle aus den Evangelien nehmen und ein bisschen den 2. Korintherbrief des Paulus, Kapitel 13 behandeln. Das erste ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Obwohl das Gleichnis viele verschiedene Lehren für uns enthält, gehen die zwei wichtigsten über die Voraussetzungen für eine Transformation des Geistes., d.h. über Reue und Liebe.

Wir finden im Kapitel 15 des Lukasevangeliums die berührendste Geschichte des Neuen Testaments – die vom Verlorenen Sohn. Aber auch schon in den Versen 7 und 10 desselben Kapitels hören wir Jesus, wie Er sagt: “Ich sage euch, ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben, umzukehren.” Das kennen wir schon.

Von Vers 11 an finden wir die Geschichte vom verlorenen Sohn und bemerken hier, dass der verlorene Sohn zum Vater zurückkehrt und seine Sünden bereut, und der Vater ihn mit seiner bedingungslosen Liebe überschüttet und ihm vergibt. Das ist es, was die Umwandlung im Sohn bewirkt. Wenn das Gleichnis weiter gehen würde, glaube ich, dass der Verlorene sogar als der gehorsamste Sohn dargestellt werden würde, weil er jetzt seinen Vater kennen gelernt hat, den er vorher nicht wirklich kannte. Hätte er seinen Vater gekannt, wäre er nicht weggegangen und im Elend gelandet.

Ein anderes gutes Beispiel für eine Transformation des Geistes durch Reue und Liebe ist das des Oberzöllners Zachäus. Er war nicht glücklich in seiner Lage. Geld muss er viel gehabt haben, aber ich bezweifle, ob jemand ihn je angelächelt hat, denn Zöllner wurden (von den Juden) als Sünder betrachtet und man schaute auf sie herab. Er muss von Jesus gehört haben, und was er gehört hat, muss ihm eine gewisse Hoffnung gegeben haben, den Frieden zu finden, den Geld ihm nicht geben konnte. Als er daher erfuhr, dass Jesus vorbeiziehen würde, wird uns erzählt dass er loslief und auf einen Maulbeerfeigenbaum kletterte. Erwachsene rennen normalerweise nicht auf der Straße und klettern noch weniger auf Bäume. Es scheint, als ob die Hoffnung, die Jesus ihm gab, ihn irgendwie schon die Freiheit spüren ließ, die die Liebe mit sich bringt.

Wir wissen nicht, was er von Jesus erwartete, aber was für eine Überraschung gab es für ihn, als Jesus ihn sah! Jesus lud sich zu ihm ins Haus ein. Zachäus war so überwältigt von dieser Einladung, dass er eine sofortige Bekehrung hatte. Er bekam ein neues Bild von sich selbst; nicht mehr, was die Leute über ihn dachten, sondern was Jesus von ihm dachte, war bestimmend. Ein geiziger Mann, der jahrelang Reichtum angesammelt hatte, wird plötzlich so großzügig, dass er sein halbes Vermögen den Armen gibt und anderen viermal zurückzahlt, was er von ihnen genommen hatte. Das ist die Macht der Liebe, die der geliebten Person ein neues Bild von sich gibt und eine Transformation in ihrer Selbstwahrnehmung zustande bringt. Er sieht sich jetzt anders, und er sieht auch die anderen jetzt anders, das ist das Ergebnis davon, dass er wirklich geliebt wird.

Die Initiative Jesu gab Zachäus ein neues Selbstbildnis, entsprechend der Gottesbildlichkeit, nach der er erschaffen worden war. Andere Menschen waren kein Bedrohung mehr für ihn. Sie waren Mitmenschen, sein eigenen Brüder und Schwestern, und deswegen gab er so großzügig. In dem Moment, als Jesus in sein Leben kam, hatte das Geld keinen Wert mehr. Er wollte es weggeben ohne an morgen zu denken. Jemand hat gesagt, Zachäus hat wahrscheinlich sein ganzes Geld ausgeben müssen, um das gemachte Versprechen halten zu können und musste möglicherweise sogar sein Haus verkaufen, doch das war jetzt nicht mehr wichtig. Jesus war in sein Leben gekommen. Er war kostbar in den Augen Jesu, und das war genug.

Noch ein anderes Beispiel ist die Gelegenheit, wo Jesus den Jüngern die Füße wäscht. Das ist ein außergewöhnliches Beispiel des Ausdrucks der Liebe Jesu. Auch hier könnte man vieles sagen über dieses einzigartige Geschehnis im Johannesevangelium. Aber es lohnt sich darüber nachzudenken, dass Jesus, indem Er dies tut, das Leben Seiner Apostel zu einer unermesslichen Herausforderung macht. Er zeigt ihnen genau, was es bedeutet, ein Diener zu sein. Er dient dem Menschen, der ein paar Stunden später leugnen wird, dass er Ihn überhaupt je gekannt hat. Er dient dem Mann, der Ihn in ein paar Stunden den Soldaten ausliefern wird. Er dient dem Mann, der vor drei Jahren gefragt hatte, was wohl aus Nazareth Gutes kommen könnte. Er dient den Männern, die darüber gestritten hatten, wer von ihnen der Größte sei. Er wäscht die Füße, die ein paar Stunden später von Ihm wegrennen würden. Und es ist nicht so, dass Er nicht gewusst hätte, was diese Füße, diese Herzen, tun würden. Jesus sagte ihnen, was sie später tun würden. Aber dennoch wusch Er ihnen die Füße. Und Sein Verhalten lädt uns ein, das zu tun, was Er tat. Er erwartet von uns, wenn wir bei denen sind, die uns am nächsten stehen, die uns vielleicht am ehesten mit plumper Vertraulichkeit oder Geringschätzung behandeln, dass wir uns auf unsere Knie niederlassen und ihnen helfen.

Wenn Liebe verwandeln soll, dann muss sie zu einem demütigen und liebevollen Dienst am anderen werden. Mutter Theresa, die ich mehrmals in Indien Gelegenheit hatte zu treffen, einschließlich bei Exerzitien, die ich ihr und ihren Schwestern geben konnte, hat uns ein Beispiel dieser Liebe im Dienst vorgelebt. Wenn wir uns auf diese Art von Liebe einlassen, wird es keine Zeit für irgendetwas anderes mehr geben, denn dann sind wir schon umgewandelt durch Gottes Liebe in unserem Leben. Wir dürfen uns auch nicht vorstellen, dass anderen aus Liebe zu dienen, immer eine Sache innerer Freude sein wird. Das war es auch bei der Seligen Theresa nicht. Während des größeren Teils ihres Lebens ging sie durch die dunkle Nacht der Seele in einem solchen Ausmaß, dass sie einmal schrieb: Wenn es eine Hölle gibt, dann ist es dies.

Was sie in ihrer Dunkelheit aufrechthielt, war die Erklärung, die ihr ihr geistlicher Vater gegeben hatte, nämlich dass sie die Todesqualen Jesu am Kreuz mittrüge, als Er zu Gott schrie: “Vater, warum hast du mich verlassen?”, und dass sie auch die Ablehnung, Einsamkeit und Isolation erführe, die die Ärmsten der Armen durchmachen, die Leprakranken und die Armen, die auf den Straßen sterben.

Man darf sich die Umwandlung, die durch Reue und Liebe hervorgebracht wird, nicht als einen ekstatischen Zustand des Lebens vorstellen, sondern als ein wahrhaftiges Begleiten Jesu in Seinen Tod und Seine Auferstehung während unseres ganzen Lebens hier, um hernach in Frieden und Freude zu wohnen.

 
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