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Ein Brief unseres Herrn an Seine Kirche

Pater Christian Curty OFM
Priester und Exorzist, Marianischen Priesterbewegung
Marseille, Frankreich

in «automatischer» oder in hieratischer Schrift?

Es ist bekannt, dass Vassula die Botschaften, die der Herr uns übermitteln möchte, unter seinem Diktat schreibt. Dabei verändert sich ihre Schreibweise, die sich dann deutlich von ihrer gewohnten eigenen Handschrift unterscheidet. Während Vassulas persönliche Handschrift im allgemeinen klein und energisch, dabei aber ordentlich und willensstark erscheint und von einem sehr feinfühligen und beherrschten Gemütsleben zeugt, unterscheiden sich die Niederschriften der «Botschaften» in ihrer Anordnung, ihrer Klarheit, ihrer Regelmässigkeit der Schriftzüge und einer ganz bestimmten Majestät, in denen Vassulas Persönlichkeit sich ganz zurücknimmt und letztenendes hinter dem, was lediglich wie eine etwas steife und künstliche Fassade aussieht, verschwindet.

Daher rührt die Verwirrung, die manche Leute empfinden, wenn sie auch für die Botschaften aufgeschlossen sind, sich aber mit Recht über den Ursprung und die Echtheit dieser «Inspiration» Fragen stellen. Daher rührt vor allem das Misstrauen kritischer Geister, die in ihnen einen schwerwiegenden Anhaltspunkt zu finden glauben, die Botschaften insgesamt anzufechten und in ihnen lediglich das tiefenpsychologisch zu erklärende Produkt Vassulas erkennen und die «Schriften» auf das bekannte Phänomen der «paranormalen» Schreibweise reduzieren wollen. Danach wäre es also nicht der Jesus des christlichen Glaubens und der Offenbarung, der sich hier ausspricht, sondern Vassulas Unbewusstes, ja, vielleicht sogar ein anderer «Geist», der in diesem Falle nur ein böser Geist sein könnte.

Was soll man also von all dem halten? Sehen wir uns einer «Offenbarung» des Herrn, einem «Brief des Herrn an Seine Kirche» oder einem einfachen Muster von sogenann ter «automatischer» Schrift gegenüber? Ist es die Hand des Herrn, die uns durch Vassulas Hand schreibt? Oder beschreibt uns Vassula wie in einem Trancezustand das, was aus ihren unbewussten Tiefen oder «ferngesteuert» von einem Parasitengeist aufsteigt, den wir in diesem Falle zu identifizieren hätten, um uns nicht über das, was uns als vom Herrn kommend vorgelegt wird, täuschen zu lassen. Im ersteren Falle würde es sich um eine «inspirierte» Schrift, im zweiten um eine «paranormale» oder «automatische» Schrift handeln.

Was ist "automatische" Schrift?

Man versteht darunter eine Schrift, die entweder von paranormalen Phänomenen oder von hellseherischen Prozessen gelenkt wird. In unserem Exorzistenamt haben wir nicht selten mit solchen Phänomenen zu tun. Die Hand der Person, die sich in voller Absicht dieser Führung überlässt, schreibt von selbst und nicht unter der Lenkung der bewusst denkenden Intelligenz, sondern wie von einer unbekannten und dem Willen des Schreibers fremden Kraft gesteuert. Manchmal, in Grenzfällen, setzt sich schon beim blossen Handkontakt das Schreibwerkzeug (der Bleistift oder Kugelschreiber) von selbst in Bewegung, um eine Botschaft aufzuschreiben.

Eine solche Botschaft kann hoch literarisch, also sehr geistreich, aber auch skurrilen, lächerlichen oder vulgären Inhalts sein. Zuweilen beschreibt sie ein wunderbares, paradiesisches «Jenseits» oder gibt sich damit ab, dem Schreiber Ratschläge moralischer Art oder einen Befehl für sein praktisches tägliches Leben zu erteilen, wenn sie nicht einfach auf gestellte Fragen antwortet, zum Beispiel auf die Frage über die Identität: Wer bist du? — Hier geht es schon ins Gefährliche und Wahrsagerische über, um so mehr, als die «automatische» Schrift manchmal zukünftige Ereignisse, die in der Tat eintreffen können, ankündigt. Daher rührt die Verwirrung, die sie hervorruft. Sie kann auch eine eingebildete, aber wahrscheinliche Vergangenheit enthüllen, die den Schreiber in den trügerischen und häretischen Glauben an eine Reinkarnation hinein zieht.

Wir wollen nicht weiter auf das Problem eines «Literaturguts», wie man es vielleicht nennen könnte, der «automatischen» Schrift eingehen. Es ist in der Tat selten, dass der Befragte, der z.B. vorgibt, der Dichter Lamartine zu sein, wirklich geniale Lamartine-Verse schreibt. Denn es ist immer das Unbewusste des Subjekts, das von lamartine’schen Gedanken erfüllt sein kann, das sich ausdrückt, und nicht der wohlbekannte Autor./p>

Um im Rahmen dieser Einleitung zu verbleiben, wollen wir auch die manchmal schweren Risiken ausser acht lassen, die derjenige läuft, der sich willentlich dem paranormalen Phänomen des «automatischen» Schreibens aussetzt — und zwar sowohl auf der Ebene seiner Persönlichkeit, die sich verdoppelt, da das Unbewusste die Oberhand gewinnt und das psychische Bewusstsein im Dämmerzustand oder im Zustand des passiven Zuhörens verbleibt (es kann sich im äussersten Falle eine Art künstlicher Schizophrenie ergeben) — als auch auf geistiger Ebene, wo ein böser Geist, der von der aussetzenden Wachsamkeit des Subjekts profitiert und sich einschalten und so die Gewalt über die Person gewinnen kann. Irrsinn oder «Trance»-Zustand einerseits, parasitäres Teufelseinwirken andererseits! Dies sind die beiden schweren Risiken, von denen man sich manchmal schwer wieder befreien kann.

Wie liegt der Fall bei Vassula?

Untersuchen wir nun, was bei Vassula vorgeht. Es geschieht dreierlei:

  • Im ersten Falle erhält Vassula eine «Einsprache» des Herrn, ein inneres Wort. Sie kann sich dabei in einer Kirche oder an einem öffentlichen Ort befinden. Wenn diese Einsprache eine an alle gerichtete Botschaft ist, schreibt sie ihren Inhalt nieder, so bald sie nach Hause zurückgekehrt ist. Dann wird ihre Hand von der Hand des Herrn geführt, und das graphische Profil ihrer persönlichen kleinen, flinken, leicht nach rechts geneigten Schrift verwandelt sich in eine aufrechte, wohlgeordnete, ruhige und klare, ziemlich emotionslose Handschrift. Jedenfalls handelt es sich nicht um «automatische» Schrift, denn zunächst hatte sie innerlich das Wort erhalten, dann erst diese Einsprache schriftlich aufgezeichnet. Wir haben es hier nicht mit dem Paranormalen zu tun.
  • Im zweiten Falle handelt es sich um ein Diktat des Herrn an Vassula, die lediglich das, was sie hört, aufs Blatt überträgt. Sie ist dann in der gleichen Situation wie eine Stenotypistin vor ihrem Chef. Das heisst, sie behält alle ihre persönliche Selbstverfügung, ihre Eigeninitiative und die volle Verbindung mit ihrer Umgebung. Sie kann also jeden Augenblick das Diktat unterbrechen, z.B. um einen Telefonanruf zu beantworten, und es an der unterbrochenen Stelle wieder aufnehmen. Und auch hier ist das Schriftbild ihrer Buchstaben nicht das ihrer eigenen Handschrift. Es sind steile, vertikale Schriftzeichen, die leicht zu lesen, immer ruhig und in ihrem Atem gemessen dahinfliessen. Wenn auch ihre Schrift dann eine andere ist, so behält Vassula doch vollkommene Gewalt über sich selbst und über alle ihre Bewusstseinsfähigkeiten. Sie überschreibt lediglich mit der Hand, was sie in innerer Vision von Jesus erhält und was sie von der sie inspirierenden Stimme hört. Man ist also hier weit entfernt von «automatischer» Handschrift.
  • Der dritte Fall schliesslich, der manchmal in den zweiten miteinfliesst: Vassula erhält eine innere Erleuchtung ohne klar ausgesprochene Worte eingegossen. Es ist das, was die Mystiker «eingeprägte Erkenntnisbilder» (dem Verstand eingegossene Erleuchtungen) des Geistes nennen; um diese in unsere menschliche und irdische Sprache, die aus präzisen Worten und Satzkonstruktionen besteht, zu übertragen, sind mehrfache und manchmal umständliche Ausdrücke erforderlich. In diesen Fällen muss Vassula sich also beeilen, die gerade erhaltene «Erkenntnis» aufzuschreiben, und dafür benutzt sie ihre eigene, persönliche Schrift... aber dann interveniert der Herr und formt die von Vassulas Hand geschriebenen Buchstaben in seine eigene Schönschrift um, wie um dieser Offenbarung den Beglaubigungsstempel von Oben aufzudrücken. Das ist auch wieder keine «automatische» Schreibweise. Aber manchmal, wie um uns zu überzeugen, geht der Herr anders vor. Es kommt tatsächlich vor, dass die mitzuteilenden Botschaften sehr lang und die zur Verfügung stehende Zeit zu kurz sind. Dann erlaubt der Herr Vassula, das Diktat in ihrer eigenen lebhaften und flinken Schrift zu schreiben. Auch dies beweist gut, dass Vassula ganz und gar nicht an die Graphie dessen, was sie aufschreibt, gebunden ist, noch von irgend einem Geist «ferngesteuert» wird. Ihre geistli che «Erfahrung» hat also nichts mit dem Phänomen der «automatischen» Schreibweise zu tun.

Es ist eine hieratische (heilige) Schrift

Schauen wir uns diese ruhige, gesetzte, in ihrem gemessenen Schwung und von vorn bis hinten von einer vertikalen Bewegung durchzogene Schrift einmal an. Die Buchstaben der Mittellinie oder die Vokale werden von den Grundstrichen oder Aufund Abstrichen, die vorherrschen, nicht erdrückt und stehen bequem in ihrem eigenen Raum, wenn auch im Wortinnern manchmal ein wenig gedrängt. Der Text jedoch bekommt genügend Raum, kann "atmen".

Am meisten ins Auge fällt die ständige Hin- und Herbewegung von Oben nach Unten und von Unten nach Oben. Die Schrift ist insgesamt tatsächlich sehr viel mehr vertikal als horizontal ausgerichtet, wobei die Oberlängen ganz eindeutig vorherrschen. Es wird nichts von dem Tiefen- und Instinktleben verleugnet, aber die Tiefe wird von den höheren Kräften gebändigt und beherrscht. In dieser Schrift ist auch nichts dem Vergangenen und — erstaunlich genug — nichts dem Zukünftigen zugewandt, so als ob lediglich der gegenwärtige Augenblick zählte oder vielmehr, als ob alles in einem einzigen HEUTE Gegenwart wäre.

Man findet auch kein Anzeichen einer egozentrischen Regression. Kein Anzeichen eines Über-sich-selbst-Gebeugtseins des Schreibers. Dagegen gibt es diskrete, leichte und immer erhebende Hinneigungen zum anderen. Man kann durchgängig eine grosse Offenheit in Vornehmheit, Adel und einer wunderbaren Klarheit herauslesen. Was zählt, ist einzig die immer wieder aufsteigende und absteigende Bewegung, die den inneren Rhythmus ausmacht, einmal zu den irdischen und menschlichen Tiefen (die Bewegung der Inkarnation), und zum anderen durch die Erhebung, die man nur als die zu einem höheren Wesen hin vermuten kann; dieses kann nur der Vater sein.
Überdies ist ein wenig Steifes und Künstliches in dieser Handschrift, in der man nur mit etwas mehr Mühe das so sensible und den Schwankungen unterworfene menschliche Temperament durchscheinen sehen kann (das man ja auch in Vassulas spontaner Handschrift findet); letzteres wird hier allerdings bedeutungslos und immerzu gegen das, was nach Oben weist, zurückgenommen, um schliesslich hinter dem, was wie eine Maske erscheinen könnte, ganz zu verschwinden. So wie sie ist, lässt diese Schrift tatsächlich an das Hebräische denken, jene par excellence heilige Sprache (und Schrift), in der Gott auf dem Sinai zu Mose und zu Seinem Volke sprach, um ihnen Seinen Plan mit ihnen kundzutun. Das ist der Grund, weshalb wir diese Schrift als «hieratisch» (heilig, priesterlich) bezeichnen möchten.

Was ist das Hieratische?

Im antiken Theater verkleidete der Schauspieler sein Gesicht mit einer Maske, um sich mit dem von ihm dargestellten «Helden» oder der von ihm im Drama gespielten Person zu identifizieren. So verschwand das Individuum — im allgemeinen, wohlverstanden hinter dem, den es darstellte. Etwas von dem ist in der — nennen wir sie einmal so — «hieratischen» Schrift Vassulas, die sie beim Diktat des Herrn annimmt, enthalten. Vassula verschwindet oder verschwimmt ganz hinter Dem, der uns schreibt. Gehen wir ruhig noch weiter. In der Liturgie ist die hieratische Geste, die sich in dem ostkirchlichen (oder orthodoxen) Hochgebet erhalten hat (bis zum Konzil war es auch in der römischen oder lateinischen Liturgie so), eine heilige, oder besser geheiligte, Geste. Sie drückt nicht ein menschliches Temperament (das des Priesters oder seiner Assistenten) aus, welches er, ganz im Gegenteil, unterdrückt und beherrscht. Denn wenn die Geste auch von einem Menschen, von einem Wesen von Fleisch und Blut mit seinem eigenen Charakter, seinen Emotionen und Schwächen, seiner nationalen Eigenart vollzogen wird, so ist sie doch vor allem eine göttliche Geste. Alles, was dem Individuum selbst eignet, seine soziale oder geographische Herkunft, soll in den Schatten treten hinter eine durch Raum und Zeit hindurch unveränderlich andauernde Attitüde, denn die hieratische Geste ist eine zeitlose. Es ist eine göttliche Geste, die Er durch einen Menschen ausführen lässt. Diese Geste bleibt immer dieselbe, quer durch klimatische oder nationale Schwankungen oder durch die Wechselfälle der Jahrhunderte hindurch.

Daher rührt ihre scheinbare Kühle und Steife! Hierin steckt ein Risiko, denn wenn diese Geste unwandelbar bleibt, kann es geschehen, dass sie nicht mehr vom Heiligen Geist erfüllt ist und einem abgestorbenen Ast, durch den kein Saft mehr zirkuliert, ähnelt. Daher hat das II. Vatikanische Konzil die liturgischen Gesten revitalisieren und ihnen einen menschlicheren und unserer modernen Empfindung näherliegenden Charakter geben wollen, wobei man freilich dessen eingedenk bleiben sollte, dass es sich um heilige und nicht zuerst um mediatische Gesten handelt. Die Liturgie ist vor allem ein Gebet und kein Schauspiel. Es ist ein menschlich-göttliches Werk und nicht nur der Ausdruck unseres individuellen oder kollektiven Empfindens. Es ist nicht sicher, ob das letztere Risiko in unserer konziliaren Liturgie immer vermieden wird.

Kehren wir aber zu der «Schönschrift» des Herrn zurück — wie Vassula diese gern nennt. Es ist also eine priesterliche, d.h. eine heilige Schrift, die frei von menschlicher Durchtränktheit, entindividualisiert und herb, aber auch ungemein majestätisch-feierlich ist. Man bemerkt wohl eine Empfindsamkeit, die allerdings ganz von dem Zug nach Oben hin aufgesogen wird, d.h. auf das, was im Menschen geistig ist, hinzielt. Unabhängig von dem verstehbaren Inhalt, den diese Schrift trägt, vermittelt sie ihren Empfängern, nämlich uns, einen grossen Frieden und verbreitet viel Licht und Gelöstheit. Diese Schrift ist wahrhaftig schön und kann auch nur gut sein!

Warum diese hieratische Schrift?

Es bleibt uns übrig zu fragen: Warum befleissigt sich der Herr in den Botschaften an Vassula einer solchen hieratischen Schreibweise, die Er, soweit mir bekannt ist, unter ähnlichen Umständen nicht anwendet? Tatsächlich erhalten viele andere Seelen ebenfalls göttliche Offenbarungen, ohne dass dies an ihrer Schreibweise zu erkennen ist!

Zunächst muss man fragen, ob es wirklich zum ersten Mal so geschieht? Sind nicht die HEILIGEN SCHRIFTEN per definitionem ein Werk Gottes? Gewiss, sie sind von Menschenhand geschrieben, jedoch unter der Inspiration des Heiligen Geistes, und dieser gefällt sich darin, uns das in Erinnerung zu rufen, denn in der Heiligen Schrift sind zahlreiche Stellen enthalten, an denen Er selbst sich des handschriftlichen Verfahrens bedient, sei es, um Seine Botschaft aufzubewahren und sie besser zu verbreiten oder sei es vor allem, um sie in unsere Herzen aus Fleisch einzugraben.

Dies widerfuhr dem Propheten Habakuk, der, ähnlich wie wir alle, angesichts des erstaunlichen Schweigens Gottes gegenüber den Flehrufen seines Volkes und dem Überhandnehmen des Bösen aus der Fassung gebracht, beschliesst: «Auf meinen Posten will ich mich begeben... und Ausschau halten und sehen, was er (der Herr) mir sagen wird, was er auf meiner Klagen erwidern wird... Jahwe antwortete mir und sprach: “Schreibe auf die Schauung und grabe sie auf Tafeln ein, damit man mühelos sie lesen kann. Denn auf eine bestimmte Zeit geht die Schauung, sie eilt der Erfüllung zu... Und lässt sie auf sich warten, so harre darauf, denn sie kommt sicher und bleibt nicht aus: Siehe, es vergeht, wer keine Redlichkeit in sich hat, der Gerechte aber wird leben durch seine Treue”» (Hab 2, 1- 4). Man darf ebenfalls die «Briefe», die der Herr in der Apokalypse an Seine sieben Kirchen schreibt, damit vergleichen: «Dem Engel der Gemeinde in Ephesus SCHREIBE...» usw. (Off 2,1), vor allem mit jenem unerwarteten, aber sehr offenbarenden Einschub: «Und als die sieben Donner geredet hatten, wollte ich schreiben. Da hörte ich eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: «VERSIEGLE, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht auf!» (Off 10,4).

Wenn man auch in den zitierten Fällen nicht versichern kann, dass Gott selbst es war, der durch die Hand des Propheten schrieb, so gibt es dennoch zwei Fälle, wo dies ausdrücklich gesagt wird:

Ist es denn nicht in der Tat Gott selbst, der durch Mosis Hand die Zehn Gebote auf harten Stein geschrieben hat, um sie in die verhärteten Herzen Seines Volkes einzugravieren? Die Zehn Gebote waren «von Gottes Finger geschrieben» (Ex 31,18), aber sicherlich durch die Hand Mosis. Zum Beweis dafür: «Haue dir zwei steinerne Tafeln zurecht... und ich will auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln standen, die du zerbrochen hast» (Ex 34,1). Nun sprach Gott zu Mose: «SCHREIB diese Worte AUF...! Und er SCHRIEB auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte» (Ex 34, 27-28). Wenn man auch die beiden von der Hand Gottes vermittels der Hand Mosis beschriebenen Tafeln nicht gesehen hat, so ist hingegen ganz klar, dass die Buchstaben, die «Skripten», die in hebräischer Sprache waren, hieratische, d.h. heilige, entpersonalisierte Buchstaben waren. Sie verrieten nichts von dem menschlichen Temperament des Mose, sondern spiegelten die Majestät und die Transzendenz Gottes wider, der nicht nur ihr Inspirator, sondern buchstäblich ihr Autor war: «Gott SCHRIEB...» Man möge sich daran erinnern, dass Jesus selbst, der Gott-Mensch, das Ewige Wort des Vaters, einmal mit eigener Hand auf die Erde geschrieben hat! (Jo 8,6). Für die Augen des Glaubens ist es einsichtig, dass jeder Versuch einer graphologischen Analyse vor dieser Schrift nur hätte stammeln können; diese Schriftzüge hätten sich keinem bekannten charakterlichen und notwendigerweise begrenzten Rahmen zuordnen lassen; sie kamen zweifellos den hieratischen Schriftzügen Vassulas näher als unseren personalisierten Handschriften, die unserem jeweiligen Charakter entsprechen.

Ein Brief des Herrn an Seine Kirche

Wenn also der Herr, um zu uns zu sprechen, normalerweise nicht die flinke, gefühlsbetonte und sehr bewegte Schrift Vassulas benutzt, sondern diese hieratische Schreibweise, so hat Er Seine Gründe. Mir scheint, dass ich in aller Bescheidenheit und von meiner bescheidenen Stellung aus sagen darf:

In anderen Botschaften an andere bevorzugte Seelen wendet sich der Herr an alle Seelen guten Willens, manchmal an bestimmte Personen, weitere Male an Gemeinschaften oder an die Gesamtheit Seiner Gläubigen (Hirten und Herde). Hier dagegen wendet Er sich in erster Linie an die Oberhirten, die Träger in Seiner Kirche, jene, die «Engel der Gemeinde von...» genannt werden. Dieser BRIEF an SEINE seit langem so sehr zersplitterte KIRCHE, die noch weiterhin von internen Schismen bedroht ist, an denen oft mehr persönliche Gründe, als solche unterschiedlicher liturgischer Traditionen oder verschiedenartiger theologischer Schulen schuld sind. Wer könnte denn ausser dem Gott-Menschen selbst von sich behaupten, in einer einzigen Spiritualität, in einer einzigen theologischen Vision, in einem einzigen heiligen Ritus das ganze unaussprechliche Mysterium der Drei, die EINES sind, zusammenzufassen?

An diesem Zeitenende, am Ende der Zeit der Nationen, will Jesus uns «handgreiflich» zeigen, dass Er es ist, der zu uns spricht und der uns schreibt. Die irdische Sekretärin ist unwichtig und muss vor unseren Augen in den Hintergrund treten. Und zwar soweit, dass sogar ihre persönliche Handschrift, die uns ihren Charakter offenbart, hinter der scheinbar unpersönlichen und künstlichen oder vielmehr transzendenten Schrift verschwimmen muss, genau so, wie das Einzeltemperament der maschineschreibenden Sekretärin, das sich in ihrem Hand-Skriptum widerspiegelt, ganz und gar hinter den Druckbuchstaben der Schreibmaschine verschwindet.

Es ist also der Herr, der Gott-Mensch, der zu uns spricht. Derjenige, der alle charakterlichen oder graphologischen Raster, in die man ihn einordnen wollte, sprengen muss. Derjenige, der alle unsere psychologischen Denkkategorien, alle unsere theologischen Schulen, mit denen man Ihn zu definieren versuchen wollte, überschreitet, Derjenige, dessen Mysterium stammelnd auszusprechen sich all unsere heiligen Riten und unterschiedlichen liturgischen Traditionen bemühen, ohne es jemals ausschöpfen zu können.

Und Er spricht zu Seiner gespaltenen Kirche. Er schreibt ihr einen Brief, um ihr anzukündigen, dass Seine Wiederkehr nahe bevorsteht und lädt uns ein, unsere Herzen zu Seinem zu bekehren, in Vereinigung mit dem Herzen Seiner Mutter in dem wir den Pfad der Einheit einschlagen, besonders in der vereinten liturgischen Feier von Ostern. Dann, wenn alle Jünger Jesu sich versöhnen und das Pascha des Herrn gemeinsam feiern, werden alle Menschen glauben können, dass der Auferstandene Jesus der Sohn Gottes und der Erlöser aller ist (Joh 17,21-13).

Will der Herr uns nicht vielleicht noch etwas viel Tieferes durch die hieratische und heilige Form, die Er Seiner Schrift gibt, die den Ikonen und den hebräischen Schriftzeichen so nahekommt, sagen, gerade, weil das Hebräische die Sprache der Offenbarung ist? Will Er uns nicht darauf hinweisen, dass Er der Autor der Heiligen Schriften ist, die unsere ganze Menschheitsgeschichte erleuchten und dass Er am Ende dieser Heiligen Geschichte (der Heilsgeschichte) persönlich eingreift, um das Buch der Apokalypse zu entsiegeln und uns ihr Geheimnis zu enthüllen?

Man kann gar nicht umhin, den Abschnitt aus dem Buch der Geheimen Offenbarung, der so sehr an Vassulas geistliche Erfahrung erinnert, zu zitieren: «Und ich... hörte hinter mir eine mächtige Stimme, wie die einer Posaune. Die sprach: “Was du schaust, schreibe in ein Buch und sende (es) den sieben Gemeinden...” Da wandte ich mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir sprach; und wie ich mich umgewandt hatte, sah ich Sieben goldene Leuchter (die sieben Kirchen) und inmitten der Leuchter EINEN gleich einem Menschensohn... Er legte seine Rechte auf mich und sprach: “Fürchte dich nicht. Ich bin es, der Erste und der Letzte und der LEBENDIGE... Ein Toter bin ich gewesen, doch siehe: Ich bin lebendig in alle Ewigkeit und halte die Schlüssel des Todes und der Unterwelt...”» (Off 1,10-11;12;17-18).

«Ja, selig, wer ein Ohr hat zu hören, was der Geist den Gemeinden sagt und wer sich an das hält, was darin geschrieben steht, denn die Zeit ist nahe» (Off 2,7;1,3).

Abschliessend möchte ich bemerken, dass Gottes Sekretärin Vassula Seine Diktate gewöhnlich aus Ehrfurcht vor ihrem Lehrmeister kniend schreibt. Würden doch auch wir diesen Brief des Herrn an Seine Kirche, an die Sieben Kirchen, die wir sind, wenigstens geistigerweise auf den Knien empfangen!

 
Hintergründe
Der Ruf und das Werkzeug
Das Nahen Meines Engels
Einführung zu den Botschaften
Multimedia - Gallerie
Handschrift
    Nachforschungen durch Pater Christian Curty OFM
    Eine Analyse durch J.A. Munier SGF
    Abbé Rene Laurentin Interviewt Vassula
    Eine Einführung zur Handschrift

Der Ruf und das Werkzeug
Eine Übersicht, wer Vassula ist und was 'Das Wahre Leben in Gott' ist
 

Das Nahen Meines Engels
Vassula beschreibt wie sich ihr ihr Schutzengel Daniel nähert, ganz am Anfang
 

Einführung zu den Botschaften
Einführung zu den Botschaften durch Vassula
 

Multimedia - Gallerie
Zum Anschauen, Zuhören und Ansehen:
Bilder-Gallerie, Ausschnitte aus Vorträgen, Video-Clips
 

Handschrift
Informationen und Bilder zur besonderen Handschrift, in der die Botschaften geschrieben werden
 

 
 
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