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Eine Danksagung für die Charismen

Prof. Todor Sabev, Bulgarisch - Orthodoxer

Orthodoxer Theologe und Kirchenhistoriker sowiefrüherer stellvertretender Generalsekretär des Weltrats der Kirchenrats in Genf (ökumenischer Rat der Kirchen)

In Seinem Göttlichen Plan für die Rettung der Menschheit hat Gott durch die ganze Geschichte hin-durch Seine Boten gesandt als Propheten und Apostel, Lehrer und Wächter, um alle Nationen auf den rechten Weg zu führen, den Glauben zu stärken, den Frieden zu erhalten und die Einheit zu bewahren.

Heutzutage erfüllen sich die Voraussagungen der Propheten Jesajas (44,3) und Joel (2,28): "Ich werde meinen Geist ausgiessen über eure Nachkommen"; "eure Söhne und Töchter werden weissagen und Visionen haben." Das wird wahr in einer ganzen Reihe von Charismen. Reiche Gnadengaben werden an Frauen und Männer verliehen, um das christliche Leben zu heben, um die Anbetung und den Dienst zur Ehre Gottes zu verstärken.

Ein solches geistliches Geschenk (Charisma) wurde auch Frau Vassula Ryden gewährt, um eine bestimmte Berufung zu erfüllen. "Aus der Tiefe ihres Dun-kels" hat Vassula das Licht gesehen. Der Herr hat ihr Herz berührt, um es zu reinigen und zu heilen. Seitdem kann sie "Jesus Christus und die Jungfrau Maria innerlich sehen" und sie "wurde fähig, ihre Botschaften zu hören." Diese einzigartige Erfahrung von Visionen ist in bisher 71 Notizbüchern bezeugt und in vier Bänden publiziert. Die Botschaften, welche Vassula empfängt, sind nicht von ihr selbst verfasst, sondern "von oben diktiert". Ihre menschliche Handschrift ist vollkommen verwandelt. Nach einer graphologischen Interpretation zu urteilen, zeigt das Manuskript eine "aussergewöhnliche tellurische Kraft". Die Schreiberin ist von einer Macht erfüllt, die über ihr eigenes normales Selbst weit hinaus geht, mit "unsichtbarer und unzerstörbarer Kraft genährt " . "Sie ist eine Vermittlerin, wie ein Übertragungszentrum und eine Verstärkeranlage".

Die Botschaften sind Gottes Geschenke der geistlichen Heilung, der Liebe und des Erbarmens, die" für alle bestimmt sind". Vassula wurde zur Aufgabe berufen, eine glühende Zeugin Christi zu werden, die sein Kreuz an "alle vier Enden" der säkularisierten Welt trägt. Zusammen mit vielen anderen Aposteln soll sie ein Werkzeug der göttlichen Vorsehung sein, ein Echo des Wortes Gottes, Seines Mitgefühls, Seines Versöhnungsangebotes und Seines Friedens.

Die Botschaften sind keine völlig neue Offenbarung, sondern eine Erinnerung an das Evangelium Christi. Die hauptsächlichste Aufgabe Vassulas ist es, die Gute Nachricht durch öffentliche Aufrufe in Gemeinschaften, in Gebets- und Meditationskreisen bekannt zu machen, die Schriften in Veröffentlichungen zu verbreiten und auf diese Weise "Seelen zu Jesus Christus zu führen".

Die überraschende Art dieser Berufung hat Fragen und Verwunderung sowohl bei Vassula selbst, als auch bei ihren Freunden und Zuhörern hervorgerufen. Einige der Wunder werden die Leser von "Wahres Leben in Gott" weiterhin und noch in Zukunft begleiten. Indessen sind wir uns der Tatsache bewusst, dass viele Ausdrucksweisen der Mystik innerhalb der betreffenden christlichen Traditionen auf ganz verschiedene Beurteilungen und Haltungen gestossen sind. Während der ganzen Zeit des militanten marxistischen Atheismus, von staatlichen Autoritäten meinem Land Bulgarien aufgezwungen, gab es eine andere Frau mit grossartigen Gaben als Seherin, die sowohl Einheimischen als auch Fremden fortwährend Geheimnisse ihrer Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft verkündete. Ihr Glaube und ihre prophetische Stimme hat atheistische Konzepte erschüttert und den Lebensstil von Zehntausenden geändert. Bischöfe, Priester und Theologen haben die Gaben jener Frau persönlich erfahren und individuell anerkannt. Doch war es nicht in der Tradition der Kirche, über diese Phänomene eine autoritative Verlautbarung zu erlassen.

Vor einigen Jahren war ich stark beeindruckt von der Geschichte einer Erscheinung der Jungfrau Maria, welche drei meiner besten protestantischen Freunde gleichzeitig gesehen hatten, "ohne dieses Ereignis auch nur als aussergewöhnliche geistliche Erfahrung zu betrachten", weil es nicht zur Tradition ihrer Kirche gehörte.

"Wir gehen im Glauben" (2 Kor 5,7) und "glaubend verstehen wir..." (Hebr 11,3ff). Den Geist Gottes von anderen Geistern zu unterscheiden, ist eine delikate christliche Pflicht. Aber auch die Unterscheidung der Geister ist eine Gabe des Heiligen Geistes (Vgl. 1 Kor 12,10-11; 1 Joh 4,1). Das Hauptkriterium, die Geister zu prüfen, ist der Glaube an Jesus Christus als den Fleischgewordenen Sohn Gottes und unseren Erlöser. (1 Joh 4,2).

Der Inhalt der Botschaften des "Wahren Lebens in Gott" steht mit den Heiligen Schriften und der Überlieferung der Kirche in fundamentalem Einklang. Sie werden gegenwärtig innerhalb der Kirche verbreitet, gelesen und meditiert, mit dem Ziel, den christlichen Glauben wieder zu beleben, zu erneuern und die Einheit der Christen anzustreben. Es gibt unzählige Verweise auf die Bibel als Quelle der Wahrheit, der Erkenntnis und der Weisheit. Der doxologische Teil (Lobpreis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit) der Botschaften ist biblisch begründet. Besonders der orthodoxen Spiritualität nahe sind die zahlreichen Gebete, die drängenden Aufrufe zu Umkehr und Reue, zum Fasten und zu einem heiligen Leben. Auch viele weitere grundlegende Wahrheiten, Werte und Grundlehren der Kirche stehen im Zentrum von Vassulas Gnadengabe; Gebet, Demut, Nächstenliebe, Freigiebigkeit, Hochherzigkeit, Friede, Versöhnung und gegenseitige Liebe in Christi Namen werden in allen ihren Notizbüchern ständig hervorgehoben. Gottes überfliessende Gnade und Zärtlichkeit sind oft dargestellt im Kontext der Besorgtheit und Fürsorge für die leidende Schöpfung, als Warnung wegen der überhand nehmenden Sünde, welche die Menschheit verdirbt, und als Aufruf, zu erwachen zur "Schlacht gegen Satan und seine Anhänger". Auf diese Weise kann man den "prophetischen Ton" spüren, sowie den Appell an alle Christen.

Erinnert euch an die Seligpreisungen! Folgt den Zehn Geboten! Jetzt ist die Zeit der Umkehr! "Lebt, als ob dies euer letzte Tag auf Erden sei". "Habt ihr euch mit euren Brüdern und Schwestern versöhnt?" "Teilt Mein Kreuz". "Sucht Gerechtigkeit und helft den Unterdrückten". "Reichtum muss flüssig gemacht werden". "Evangelisiert mit Liebe für die Liebe". "Euer kleingläubiges Zeitalter ist tot". "Akzeptiert nicht die Früchte Satans, welche in ... Uneinigkeit und Unreinheit bestehen". Seid wachsam und bereitet euch für "die letzten Tage" vor, denn der Herr ist "auf dem Weg der Rückkehr".

Und wieder hören wir die Botschaft der Hoffnung und des Lebens. "Schüttelt den Staub ab, der euch bedeckt und erhebt euch von den Toten". "Die Heilige Eucharistie wird euch am Leben erhalten". Der "Zeit der Drangsal" wird "ein neues Zeitalter der Liebe und des Friedens" folgen. "Meine Königsherrschaft steht an der Schwelle eurer Türen". Gott will, dass alle gerettet werden. (vgl. Röm 10,12-13)

Die Botschaften sind eine Hymne der Liebe Gottes, die "wie ein Springbrunnen ist, eine Quelle lebendigen Wassers". Liebe ist die "Wurzel des Baumes des Lebens" und aller Tugenden. Deshalb "sät die Saatkörner der Liebe in alle Richtungen"! "Richtet niemanden, und vergeltet Böses mit Liebe"! Der Ursprung der Liebe ist der Heilige Geist, der Lebensspender. Er leitet uns "in alle Wahrheit", indem er die Dunkelheit in Licht verwandelt. Er richtet unsere Herzen auf und reinigt sie, heiligt uns durch die Sakramente, treibt böse Geister aus und bringt der Kirche Erneuerung. Der Heilige Geist baut Gemeinschaft auf, in welcher Liebe herrscht. Er stillt die Sehnsucht der Armen und Demütigen Gottes.

Eines der stärksten Elemente in Vassula Rydens Mission ist, dass die schwerwiegende Trennung unter den Kirchen, die Dringlichkeit der Arbeit für die Einheit der Kirche und deren Bedeutung für die ökumenische Bewegung betont werden.

Die Sünde der Spaltung und die Wunden am Leib Christi haben so oft ihre Ursache im Glaubensmangel, im Fehlen von Demut und gegenseitiger Liebe. "Rivalisieren und Konkurrenzkampf um irdische Macht", Egoismus und Stolz können die Einheit nicht herbeiführen. Jene, die sich um die Sammlung der zerstreuten Schafe Christi bemühen "sollten ihre Stimmen senken", um die Stimme des Herrn zu hören; sie sollten "ihre Häupter tiefer neigen" um den Segen vom Haupt der Kirche - Jesus Christus - zu empfangen. Dann wird er alle erheben und an Sich ziehen. "Gesegnet sind jene, die untereinander keinen Unterschied machen" unter Christi Heiligem Namen. "Betet für den Weltrat der Kirchen" und für die weltweite ökumenische Bewegung. Lasst uns allezeit daran denken, dass "die Schlüssel zur Einheit Liebe und Demut sind".

Die wahre Einheit ist und wird im Herzen sein, nicht "nach dem Buchstaben, sondern Angelegenheit des Herzens". Sie ist ein Geschenk Gottes, erfordert aber auch Engagement und Anstrengung von Seiten des Menschen: "wo Spaltung herrscht, schenkt Frieden und Liebe, wo die Verwirrung herrscht bittet um Licht"! "Einheit wird auf euch herabsteigen wie die Morgendämmerung... Sie wird von Gott kommen, und eure Nationen werden es das Grosse Wunder nennen, den seligen Tag... An diesem Tag wird der ganze Himmel sich... freuen." "Seht, was für eine Freude ich haben werde, wenn ihr euch endlich um einen Altar versammelt... und Mich preist; wenn ihr euren Fehler zugebt, eure Rebellion bereut und euch Meiner Liebe für euch erinnert". Gottes Plan ist es, "alle Nationen vom Osten bis Westen, vom Norden bis Süden zu vereinen".

In verschiedenen Botschaften kommt eine grosse Sehnsucht nach einer gleichzeitigen Feier des Osterfests zum Ausdruck - "das Fest der Feste", und der "Triumph der Triumphe". Möge dies neuen Auftrieb geben, um solche enormen Kernpunkte wieder in die ökumenische Agenda zurück zu bringen. Eigentlich stammt dies doch aus dem Herzen jener Entscheidung, die schon beim ersten Ökumenischen Konzil (325) gefallen ist, nämlich die Einheit zu stärken und das gemeinsame Zeugnis zu stärken.

Während viele Orthodoxe über Vassulas Charisma jubeln und die diesbezüglichen Texte schätzen, sind sie darüber, tun sie doch auch klug daran, alle Punkte und Einzelheiten zu akzeptieren. Ich persönlich schlage mich immer noch mit einigen der Fragen herum, die mich zuvor beunruhigt haben. Aber können wir nicht Erleichterung finden im Wissen, dass die Botschaften auch durch unsere begrenzte menschliche Natur zu uns kommen, und nur gemäss unserer eigenen geistlichen Auffassungsgabe begriffen werden können? Zum Lesen der Schriften Vassulas braucht es eine mystische Seele, es bedarf des Betens um "Einsicht und alles Verständnis" (Phil 1,9), indem man in der Kraft der Liebe nach Wahrheit sucht und jedem leichtfertigen Urteil widersteht.

Die Gaben des Geistes sollten geistig unterschieden werden (1 Kor 12,10). Lasst uns den Wert des Baumes nach seinen Früchten beurteilen (Mt 3,10; 7,16f). Der grosse qualitative Wert der zahlrei-chen Früchte des 'Wahres Leben in Gott' wurde von vielen Menschen anerkannt. Die Botschaften haben das geistliche Leben vertieft, haben christlichen Glauben gestärkt und die Sehweise einer gewissen Anzahl von Ungläubigen geöffnet. Und wir haben erst noch die Erfüllung der göttlichen Verheissung abzuwarten: "Ich, der Herr, werde die Visionen vermehren... (und) werde den Heiligen Geist rückhaltlos über alle Menschheit ausgiessen". Ihr "werdet gedeihen wie Gras auf wasserreichen Auen".

Lasst uns Gott danken für all die Gnadengaben.


Himmlischer Vater,
"Entzünde unsere Herzen
mit dem Feuer des Heiligen Geistes!
Gib uns den Geist der Weisheit und des Glaubens,
den Geist des Wagnisses und der Geduld,
den Geist der Demut und des Starkmuts,
und den Geist der Liebe und der Reue."


Genf, Ostern 1994


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